ZUEINANDER Zeiterkundung. Landvermessung
Was tun zwei aus Oelsnitz/Erzgebirge stammende Künstler, die sich morgens zufällig vor einer Dresdner Bäckerei treffen? Sie unterhalten sich. Übers Wetter, das Leben, die Liebe, die Kunst, sogar über die Kunst des Wetter- und Ausstellungsmachens. Und über noch vieles andere Unverzichtbare. Irgendwann fällt dann das Wort „Oelsnitz“. Jo Siamon Salich und Andreas S. Berndt sind beide in Oelsnitz/Erzgebirge aufgewachsen – zeitversetzt und mit ähnlichen, aber auch ganz verschiedenen Erinnerungen.
Die Timeline ihrer Entwicklung hat nicht dazu geführt, dass sie sich während ihrer Kindheits- und Jugendjahre in Oelsnitz begegnet sind.
Erst viel später in Dresden, ihrer gemeinsamen Wahlheimat, trafen sie aufeinander – und hatten lange Zeit keine Ahnung vom gemeinsamen Ursprungsort. Aus der kurzen Begegnung vor der Dresdner Bäckerei (2017) wuchsen Befragung, Erinnerung, Erzählung, Erläuterung, Klärung, Nachdenken, Ideen ... Und der Wunsch, künstlerisch zueinander zu finden und dies münden zu lassen in einer gemeinsamen Ausstellung im Oelsnitzer Hartmann-Haus: ZUEINANDER.
Die Ausstellung ist zweigeteilt: Im ersten Segment zeigen Jo Siamon Salich und Andreas S. Berndt eine Auswahl ihrer unabhängig voneinander entstandenen Arbeiten aus früheren Dresdner Schaffensjahren. Im zweiten Teil stellen sie die erst in diesem Jahr entstandenen Ergebnisse ihrer Oelsnitzer Wald- und Straßen-Performance „Schürfen_Auf Glück“ vor: Bild/Text, Audio, Video: Zeiterkundung. Landvermessung. Andreas S. Berndt, 1963 als Andreas Gottfried Berndt in Stollberg geboren, ist seit Mitte der 1980er Jahre Autor und Journalist in Dresden. Mit seinem Buch „von regen von erinnerung von ursachen. systematische poesie” (Buchlabor 1995), aus dem er ein Kapitel lithografierte, näherte er sich aus literarischer Perspektive der bildenden Kunst und stellte in einer Einzelausstellung und mehreren Ausstellungsbeteiligungen konkret-grafische Bild-Texte bzw. Text-Bilder aus. Jo Siamon Salich, 1955 als Jörg Sonntag in Lichtenstein geboren, lebt seit seinem Studium an der HfBK Dresden 1979 -1983 freischaffend in Dresden. In den 1980er Jahren hat er mit vielen nationalen und internationalen Ausstellungs-projekten ganz persönliche Positionen geschaffen. Seine erste Ausstellung “RAUMBAU” fand 1984 in Poznan / Polen statt und hier entwickelten sich viele Kontakte und Freundschaften. Er erhielt 1987 zur internationalen Grafikbiennale in Breslau eine Auszeichnung und wurde dann zu verschiedenen Plein Airs, Ausstellungen und Studienaufenthalten eingeladen.
Als Arbeitsgruppenleiter im Leonhardi-Museum Dresden organisierte er Performances, Konzerte und Ausstellungsprojekte bis hin zu dem “ALLTAG” Projekt im Oktober 1989, bei dem Künstler die Möglichkeit bekamen, mit ihren Aktionen im Museum, auf die Situation in den Straßen von Dresden zurück zu reagieren.
Als Gründungsmitglied der TransMediaAkademie Hellerau organisierte er viele Medien-Workshops im Festspielhaus Hellerau und entwickelte eigene Medienprojekte und interaktive Performances.
2001 gründete er mit dem “blueLAB” gemeinsam mit dem Komponisten Hartmut Dorschner das erste Interface Labor in der Blauen Fabrik.
Seit dieser Zeit arbeitet er hauptsächlich an medialen Projekten, interaktiven Räumen und Installationen und er war aktiv beteiligt an der Organisation der CYNETART, einem internationalen Festival für computergestützte Kunst.
Seit den 2000er Jahren hat er eine Dozentenstelle für 3D Animation und Videodesign, die er derzeit in Berlin ausübt.
Die Personalausstellung “Goldige Zeiten” in der Kunstausstellung Kühl 1988 mit einer Eröffnungsperformance, in der Salich das “Grabmal für Christoph Kolumbus” errichtete, haben die beiden Künstler als eine Art Keyframe der ersten Begegnung recherchiert...
Zeiterkundung, Landvermessung, einmal Dresden-Oelsnitz und zurück.
Andreas Bernd, Jo Siamon Salich Dresden, Mai 2019